„Ein Hühnerei braucht doch kein Wasser.“ (Anja 15, Salzburg)
10 Liter für ein Din-A4-Blatt Papier, 140 Liter für eine Tasse Kaffee. Obwohl wir bei vielen Produkten den Wasserhahn nicht einmal aufdrehen, benötigen sie eine Menge an Wasser. Was ist virtuelles Wasser?
Mit virtuellem Wasser ist jenes Wasser gemeint, das zur Herstellung von einem Produkt benötigt wird. Es kann industriell und landwirtschaftlich benötigt werden, also zum Beispiel für die Herstellung einer Jeans oder die Produktion von Getreide. Sehr viel Wasser wird beispielsweise für die Produktion von Rindfleisch benötigt – für ein Kilo Fleisch 16.000 Liter Wasser – oder der Anbau von Baumwolle: Für die Menge eines einzigen T-Shirts werden 2.700 Liter Wasser gebraucht.
Das heißt, neben dem „sichtbaren“ Wasser, das wir täglich brauchen, nehmen wir durch den Konsum von Nahrung, den Kauf von Kleidung und anderer Produkte jeden Tag noch wesentlich mehr Wasser in Anspruch: Durchschnittlich verbrauchen wir in Österreich jeden Tag rund 135 Liter „sichtbares“ Wasser und bis zu 5.000 Liter virtuelles Wasser – das entspricht rund 25 Vollbädern.
Versteckter Wasserverbrauch
Wasserverbrauch (ca.) für die Produktion von:
- 1 Microchip (2g): 32 Liter
- 1 Tasse Kaffee: 140 Liter
- 1 Hühnerei: 200 Liter
- 1 kg Bananen: 1.000 Liter
- 1 kg Weizen: 1.350 Liter
- 1 kg Reis: 2.700 Liter
- 1 T-Shirt (Baumwolle): 2.000 Liter
- 1 kg Rindfleisch: 16.000 Liter
- 1 durchschnittlicher PKW: 400.000 Liter
- 1 kg Orangen: 560 Liter
- 1 kg Nektarinen: 910 Liter
- 1 kg Käse: 3.200 Liter
- 1 kg Butter: 3.300 Liter
- 1 Tasse Tee: 27 Liter
- 1 Smartphone: 910 Liter
Wasser – Fußabdruck
Mit dem so genannten Wasser-Fußabdruck können wir berechnen, wie viel Wasser jeder von uns täglich verbraucht. Hier geht es zum Online-Rechner: http://waterfootprint.org/en/
Der Wasserfußabdruck einer Gesellschaft setzt sich zusammen aus grünem, blauem und grauem Wasser.
- Grünes Wasser ist versickertes Regenwasser, das in der Bodenfeuchte gespeichert ist und von Pflanzen bei ihrem Wachstum aufgenommen wird.
- Blaues Wasser ist das Wasser, das mit technischen Hilfsmitteln wie Pumpen aus dem Grund- oder dem Oberflächenwasser (Flüsse, Seen) entnommen wird – zum Beispiel, wenn ein Feld künstlich bewässert wird.
- Graues Wasser ist das bei der Herstellung von Gütern verschmutzte Wasser plus die Wassermenge, die zur Verbesserung seiner Qualität notwendig ist. Das ist zum Beispiel dann notwendig, wenn das Grundwasser durch die Nutzung von Düngemitteln oder Pestiziden in der Landwirtschaft so stark beeinträchtigt wird, dass es ohne aufwendige Reinigungs- und Verdünnungsprozesse nicht mehr als Trinkwasser verwendet werden kann.
Tipps zur Verringerung des versteckten Wasserverbrauchs
Mit ein paar einfachen Tipps zur Änderung der Konsumgewohnheiten, kann jede/jeder einen Beitrag zu einem geringeren Wasserimport aus Ländern, die unter knappen Wasserressourcen leiden, leisten.
- Erzeugnisse aus der eigenen Region bevorzugen
- Obst und Gemüse entsprechend der Saison kaufen, so wird der Import wasseraufwendig erzeugter Importware reduziert
- Generelles Meiden von Produkten aus Ländern mit Wasserknappheit
Österreich
In Österreich ist Trinkwasser reichlich vorhanden, schließlich beträgt die durchschnittliche Niederschlagsmenge ungefähr 1.190 Millimeter im Jahr – umgerechnet sind das etwa 99,8 Kubikkilometer Wasser. In unserem Land geht es daher vor allem darum, Wasser vor Verunreinigung zu schützen, also den Anteil von grauem Wasser am Wasserfußabdruck so gering wie möglich zu halten. Schäden für Gesundheit und Umwelt sollten im Vorhinein vermieden werden.
In der Nationale Strategie im Sektor Obst und Gemüse des Bundesministeriums für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus (BMLRT) aus dem Jahr 2019 ist festgeschrieben, dass die biologische Landwirtschaft weiter ausgebaut werden soll, die vollständig auf den Einsatz chemisch-synthetischer Dünge- und Pflanzenschutzmittel verzichtet.
In Österreich werden 21,2 Prozent der landwirtschaftlichen Fläche biologisch bewirtschaftet (Stand 2015), das ist EU-weit der höchste Wert. Der Einsatz von wassersparenden Bewässerungsverfahren und wassersparender Technik sowie von ressourcenschonenden Maschinen zum Schutz von Boden und Gewässern (zum Beispiel Tunnelsprühgeräte oder sensorgesteuerte Geräte) wird gefördert.
International
Die USA haben den höchsten täglichen Pro-Kopf-Wasser-Fußabdruck auf der Erde mit 7.800 Litern.
Aber der Umgang mit Wasser und dessen Nutzung ist ein internationales Thema. Es kann nicht für eine bestimmte Region oder ein einzelnes Land alleine betrachtet werden. Gerade die Wirtschaft, und damit die Güterproduktion, ist von weltweitem Austausch gekennzeichnet. Nationale Grenzen verlieren immer mehr an Bedeutung. Wie wir uns hier verhalten, kann sich an anderen Orten der Welt auswirken – und umgekehrt. Die sorgsame Verwendung von Wasser ist unentbehrlich, wenn wir nicht auf Kosten der Menschen in anderen Regionen der Erde und zu Lasten zukünftiger Generationen leben wollen. Sie ist daher auch als eines der 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) festgeschrieben worden, die 2015 von der UNO-Generalversammlung verabschiedet worden sind. Bis 2030 soll sauberes und bezahlbares Trinkwasser für alle gewährleistet werden. Internationale Zusammenarbeit ist die Voraussetzung dafür.
Noch mehr Infos zum Thema Virtuelles Wasser findest du in diesen Videos und in unseren Schulunterlagen.