Inspiration

Seit Menschengedenken zieht uns das Element Wasser magisch an: Unser Planet und unser Körper bestehen größtenteils aus Wasser. Wasser ist Leben und es tut Geist und Seele gut. Das Meer, stille Seen und klare Bäche bewegen uns alle. Warum aber sehnt sich der Mensch so nach dem Wasser? Vielleicht, weil wir tief in unserem Innern wissen, dass uns Wasser vom Mutterleib bis zum Tod ständig begleitet. Und weil es durch sein Rauschen, Perlen und Glitzern so etwas wie ein natürliches Kunstwerk ist, das unsere Fantasie anregt und unterschiedlichste Gefühle weckt. Kein Wunder also, dass sich auch Künstler schon immer vom Wasser inspirieren ließen!

Joseph Rebell, Meeressturm beim Arco di Miseno, 1819, Inv. Nr. 2123

Das Belvedere ist eine tolle Fundgrube für Wasserbilder. Hier siehst du stilles Wasser, kaltes, warmes und buntes oder wildes Wasser. Vor fast 200 Jahren reiste etwa der Maler Joseph Rebell nach Italien. Sein Bild ist nur etwas für Seetüchtige: Rebell zeigt uns die tosende Brandung im Golf von Neapel unter gefährlichen Gewitterwolken. Wir sehen einen mächtigen Felsbogen, den Arco di Miseno, und rechts in der Ferne den berühmten Vulkan Vesuv. Im Vordergrund kämpfen Seeleute in einem kleinen Boot gegen die peitschenden Wellen an. Das Gemälde bildet somit die Kraft und die Gewalt von Wasser ab, das nicht nur Leben, sondern auch den Tod bringen kann.

Friedrich Aduatz, Das Meer, 1955/59, Inv. Nr. 9277

Friedrich Aduatz ist in der istrischen Stadt Pula direkt am Meer aufgewachsen. Dort weckten die Schiffemaler im Hafen schon früh den Wunsch in ihm, einmal selbst Künstler zu werden. Als einer der ersten Österreicher malte Aduatz abstrakt. Er war überzeugt, dass Kunst mehr sein musste, als das leblose Abbild von Gegenständen. Also beschränkte er sich auf Farben und Formen, mit denen er sein Denken und Fühlen erlebbar machen wollte. So wie hier, wo sich tiefes Blau, Grauweiß und schwarze Streifen zusammenfügen. Versuche einmal, dich auf das Bild zu konzentrieren: Es wird dir ein ähnliches Gefühl von Rhythmus und Bewegung vermitteln, wie dies auch wogende Wellen tun.

Ferdinand Georg Waldmüller, Der Wolfgangsee, 1835, Inv. Nr. 1863

Erfrischende Urlaubstage direkt am Wasser. Österreich hat zwar kein Meer, aber dafür mehr als 60 große Seen. Einige davon waren schon im 19. Jahrhundert beliebte Urlaubsziele. Wie viele seiner Künstlerkollegen verbrachte Ferdinand Georg Waldmüller damals die Sommermonate im Salzkammergut. Anders als die meisten Maler seiner Zeit schuf er hier Studien direkt in der freien Natur. Sein Ziel war, das Gesehene durch Detailschärfe und eine perfekte Technik darzustellen. Waldmüllers Ansicht vom Wolfgangsee mit den fernen Bergen im Hintergrund wirkt daher fast wie ein gemaltes Foto.

Gustave Courbet, Der schattige Bach, um 1865, Inv. Nr. 944

Stress im Alltag. Mit den Eltern, Freunden oder in der Schule. Da sehnt man sich manchmal nach ein wenig Ruhe, oder? Vor rund 150 Jahren war dies nicht viel anders. Als erholsamen Gegensatz zum hektischen Stadtleben zog es zum Beispiel Gustave Courbet immer wieder in die Natur. Besonders inspiriert hat ihn ein einsamer Platz mit einem glasklaren Wildbach. Ihn hat der berühmte französische Künstler rund vierzig Mal gemalt.  Dabei wollte er mit jedem einzelnen Bild die verschiedenen Tages- und Jahreszeiten festhalten. Hier ist der Bach tief verschattet. Der Gegensatz zum hellen Licht des strahlenden Sommertages prägt die besondere Stimmung der Ansicht.

Oskar Kokoschka, Dulsie Bridge, 1929, Inv. Nr. 5384

Oskar Kokoschka ist ein berühmter Wegbereiter des österreichischen Expressionismus. Als Maler wollte er den Problemen seiner Zeit ins Auge sehen und der Zerrissenheit und Unzufriedenheit bildlich Ausdruck verleihen. Das Ergebnis waren grob gemalte, triste Werke in düsteren Farben, die Kokoschka jede Menge Ärger einhandelten. Den Sommer 1929 verbrachte er im schottischen Hochland, wo das Bild der Dulsie Bridge entstand. Links oben ist gerade noch das Farmhaus zu erkennen, in dem der Maler damals fast sieben Wochen logierte.  Wie sehr ihn die Flusslandschaft fasziniert haben muss, zeigen unzählige Skizzen und Ölbilder, die er von ihr anfertigte.

Jacob Philipp Hackert, Der große Wasserfall von Tivoli bei Rom, 1790, Inv. Nr. 3061

Reisen im 18. Jahrhundert – eine echte Herausforderung! Ein wirkliches Abenteuer, bis man ohne Flugzeug, Zug oder Auto die Alpen überquert hatte. Dennoch zogen die Schönheiten des Südens unzählige Maler magisch an. Jacob Philipp Hackert war einer von ihnen. Hier widmet er sich einem atemberaubenden Naturschauspiel: In mehreren Stufen lässt er den Wasserfall von Tivoli in der Nähe Roms in die Tiefe stürzen. Meisterhaft gibt er seine Gischt wieder. Übrigens wird man diese spektakuläre Ansicht heute vergeblich suchen, da die Wassermassen durch Flussregulierungen viel an Kraft eingebüßt haben.

 

10.07.2020

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