Klar brauchen wir Wasser zum Leben – das weiß doch wirklich jeder. Und trotzdem verschwenden und verschmutzen wir es, denken nur selten daran, wie kostbar dieses Element eigentlich ist. Denn tatsächlich bleibt die gesamte Wassermenge auf unserem Planeten immer gleich. Es ist ein ewiger Kreislauf und immer dasselbe Wasser über das wir verfügen: Falls die Neandertaler über ihr Aussterben geweint haben, dann könnten ihre Tränen dasselbe Wasser sein, mit dem wir uns morgen früh die Zähne putzen. Wasser auf der Erde, in Bächen, Flüssen, Seen und Meeren, als Schnee oder Eis. Verdunstung, Wolkenbildung und Niederschlag – wir haben nur das eine Wasser, dessen Wert wir (wieder) erkennen müssen.
Thomas Ender, Großglockner mit der Pasterze, 1832, Inv. Nr. 6068
Nur 2,6 % des „Weltwassers“ ist Süßwasser und damit für uns nutzbar. Doch ist ein Großteil davon im ewigen Schnee, in den Polkappen und in Gletschern gebunden. 1832 unternahm Thomas Ender einen Aufstieg zu Österreichs größtem Gletscher, der Pasterze auf dem Großglockner. Ender war ein Pionier, dem wir die erste realistische Hochgebirgsmalerei verdanken. Hier zeigt er den mächtigen Eismantel. Keine Menschenseele stört die gewaltige Bergwelt. Bildgegenstand ist allein die Natur, wie sie sich in den Jahrtausenden herausgebildet hat. Heute ist ein Teil der Pasterze unwiederbringlich verloren, denn seit 1832 hat ihre Fläche bereits um mehr als die Hälfte abgenommen.
Johann Jakob Hartmann, Das Wasser, undatiert, Inv. Nr. 4169
Dass Wasser Urgewalt und ewiger Kreislauf ist, dessen waren sich unsere Vorfahren ungleich mehr bewusst als wir heute. So entstanden im 18. Jahrhundert zahllose Serien zum Thema der vier Elemente. In diesem Beispiel schildert Johann Jakob Hartmann mit großer Erzählfreude eine malerische Küstengegend. Kleine und große Schiffe sowie der reiche Fischfang verweisen auf die nutzbringenden Eigenschaften von Wasser. Nicht topografische Genauigkeit, sondern eine möglichst detailreiche Darstellung des menschlichen Lebens war hier das Ziel. Sie sollte die Menschen zu einem intensiven Nachdenken über die durch Gott gelenkten Naturkräfte veranlassen.
Anton Romako, Gasteiner Tal im Nebel, 1877, Inv. Nr. 4619
Verdunsten, kondensieren, regnen: Zum ewigen Wasserkreislauf gehören auch Dunst und Nebel. Nebel trübt die Sicht, ist nicht greifbar – und gerade deshalb für Maler oft besonders reizvoll. Dieses Bild malte Anton Romako auf seinem Weg nach Rom. Es zeigt das Gasteiner Tal, das aufgrund seines Wasserreichtums den Beinamen „Tal des Wassers“ trägt. Weil sich der Nebel hier meist schon kurz nach Sonnenaufgang wieder auflöst, musste Romako für diese Momentaufnahme sehr früh aufstehen. Jedoch hat sich dies wirklich gelohnt, denn die Nebelschleier verwandeln seine Landschaft in eine verzauberte Welt, die an mystische Schauplätze im Film „Herr der Ringe“ denken lässt.
Caspar David Friedrich, Abendlicher Wolkenhimmel, 1824, Inv. Nr. 2379
Das Wort Wolke bedeutet so viel wie „feucht oder nass“ und in Wolken sammelt sich, was als Niederschlag wieder auf die Erde zurückfällt. Im 19. Jahrhundert wurden Wolken zu einem beliebten Motiv der Landschaftsmaler. Caspar David Friedrich war in doppeltem Sinne ein „Maler der Finsternis“. Einmal, weil er sich meist den düsteren Themen des Lebens wie Tod und Vergänglichkeit widmete und zweitens, weil er das geheimnisvolle Zwielicht zwischen Tag und Nacht so sehr liebte. Hier malt er eine dramatische Lichtstimmung: Den Großteil der Bildfläche nimmt eine dunkle Wolkendecke in Anspruch, die hier und da den feurigen Abendhimmel hervorblitzen lässt.
09.07.2020