In unserer Nationalpark-Reihe folgt der Nationalpark Gesäuse, der in einem Teil der Nördlichen Kalkalpen in der Steiermark liegt. Das Ennstal bildet eine eindrucksvolle Schlucht mit hoch aufragenden Felswänden. Wald, Wasser, Felsen, Alm – das Gesäuse bietet vielfältige Lebensräume für Tiere und Pflanzen, die möglichst unberührt bleiben. Die einzige Ausnahme ist die Almwirtschaft. Solche Landschaften sind selten geworden und deshalb besonders wertvoll.
Endemiten-Hotspot in Österreich
Endemiten nennt man seltene Tiere und Pflanzen, die seit der Eiszeit überleben konnten. Mit 195 endemischen Tier- und 30 Pflanzenarten ist der Nationalpark Gesäuse ein echter Hotspot in Österreich!
Beispiele für diese Pflanzenarten sind zum Beispiel die Alpen-Nelke, der Alpenmohn, die Österreichische Glockenblume und der Ennstaler Frauenmantel. Die Zierliche Federnelke kommt sogar hauptsächlich in den Kalkalpen vor. Endemische Tiere sind die Zylinder Felsenschnecke und das Nördliche Riesenauge (ein Weberknecht). Der Steirische Höhlenlaufkäfer wurde 2016 nach 80 Jahren wiederentdeckt. Einige Arten gibt es sogar nur im Gesäuse, unter ihnen ist zum Beispiel Astrids Steinfliege (ja, wer eine neue Art entdeckt, darf sie auch selbst benennen!).
Seltene Tiere und Pflanzen
Die Schotterufer der wilden Flüsse bieten den perfekten Lebensraum für den Flussuferläufer – ein kleiner Watvogel, der in Österreich selten ist. Nur vier bis sechs Brutpaare kommen jährlich in den Nationalpark Gesäuse. Das Vogelreich hat noch mehr zu bieten: Drei Steinadler-Paare ziehen jedes zweite Jahr ein Junges groß. Mit etwas Glück kann man den größten Vogel des Nationalparks erspähen.
Im benachbarten Nationalpark Kalkalpen wurden 2011 Luchse angesiedelt, deshalb kann man auch im Gesäuse ab und zu die seltenen Wildkatzen entdecken.
Ungezähmtes Wasser
Die wilden Gewässer im Nationalpark Gesäuse sind sich selbst überlassen und weitestgehend unreguliert. Obwohl vor allem die Ufer ganz besonders geschützt werden, kann man die Enns gut kennenlernen: beim Rafting oder Kajakfahren.
Aktiv erleben
Am besten lässt sich der Nationalpark bei einer Wanderung entlang der Wanderwege oder der Themenwege erleben. Es gibt Touren für alle Levels, vom barrierefreien Spazierweg bis zur schwierigen Klettertour. Nationalpark-Rangerinnen und -ranger können als Guides gebucht werden.
Ein Highlight ist zum Beispiel die Beobachtung der Gamsbrunft, wenn sich die Gamsböcke halsbrecherisch kreuz und quer durch die steilen Felsen jagen. Dank seiner geographischen Lage – recht weit weg von Österreichs größeren Städten – kann man im Gesäuse einen außergewöhnlich dunklen Nachthimmel genießen, der zum Sterneschauen einlädt.
Weitere Infos findest du auf der Webseite des Nationalparks Gesäuse.