„Stille Wasser sind tief“ und „wie ein Fisch im Wasser“ - Redewendungen rund ums Wasser
Hat man dich ins kalte Wasser geworfen und nun steht dir das Wasser bis zum Hals? Mach dir keine Sorgen – andere kochen auch nur mit Wasser. Wasser ist überall und auch in unserem Sprachalltag durch Redewendungen ständig präsent. Doch wie sind die einzelnen Phrasen entstanden und was bedeuten sie genau? Hier eine kleine, unvollständige Auswahl an Wasser-Redewendungen und ihrer Herkunft.
Mit allen Wassern gewaschen
Wenn jemand mit allen Wassern gewaschen ist, dann ist er erfahren, gewitzt und ein wenig durchtrieben. Die Redewendung kommt aus der Seefahrt. Seemänner waren früher oft ihr ganzes Leben lang unterwegs. Sie sahen viele Länder und lernten unterschiedliche Kulturen kennen. Ein erfahrener Seemann war dann wirklich wortwörtlich mit allen Wassern gewaschen – nämlich mit allen Wassern der sieben Weltmeere.
Kein Wässerchen trüben können
Es bedeutet, dass man scheinbar nicht fähig ist, auch nur das geringste Vergehen zu begehen. Es kommt von einer Fabel des antiken griechischen Dichter Äsop: Ein Wolf und ein Lamm trinken beide aus einem Bach. Das Lamm trinkt weiter flussabwärts, doch der Wolf beschuldigt es, dass es sein Trinkwasser trüben würde. Obwohl das Lämmchen seine Unschuld beteuert, wird es vom Wolf aufgefressen.
Gesund wie ein Fisch im Wasser
Es bedeutet, dass ein Mensch kerngesund ist. Es kommt von der Überzeugung, dass ein Fisch im Wasser sich sehr wohl fühlt. Dazu muss bedacht werden, dass man früher – im Gegensatz zu heute – wohl niemals kranke Fische zu sehen bekam, weil sie von Raubfischen gefressen wurden. Auch sieht man niemals schlafende Fische, so dass der Eindruck großer Munterkeit und Lebenskraft sich redensartlich verdichtet hat.
Ins kalte Wasser werfen
Das unangenehme Gefühl, das man bei einem Sprung ins kalte Wasser verspürt, wird hier verglichen mit einer unvorbereitet auftretenden Situation, die man meistern muss. Sehr oft wird die Redensart bei beruflichen Aufgaben verwendet – wenn beispielweise schwierige Aufgaben an Anfänger übergeben werden. In metaphorischer Verwendung ist der Sprung ins kalte Wasser seit 1867 schriftlich belegt.
Stille Wasser sind tief
Die Herkunft des Sprichwortes ist nicht geklärt, es wird jedoch vermutet, dass es aus dem Lustspiel „Stille Wasser sind tief“ (1786) von Friedrich Ludwig Schröder (1744-1816) stammt. Dabei ist die Metapher naheliegend: Flache Gewässer sind oft turbulent, während man tiefen Gewässern nicht ansieht, was sich in der Tiefe verbirgt. Es wird oft verwendet, wenn jemand etwas getan hat, was man von ihm nicht erwartet hat.
Jemandem nicht das Wasser reichen können
Diese Redewendung entstand bereits im Mittelalter. Damals aßen die Menschen, anders als heute, hauptsächlich mit ihren Händen. Wenn an einem Fürstenhof ein großes Festessen stattfand, haben Diener danach kleine Schälchen mit Wasser gereicht. Darin konnten sich die Herrschaften dann ihre Finger säubern. Die Pagen mussten sich dazu neben die Gäste knien und ihnen die Wassergefäße hinhalten. Aber nicht allen Knechten war es erlaubt, diese Tätigkeit auszuführen. Manche kamen in der Rangordnung der Dienstboten so weit hinten, dass sie noch nicht einmal „gut genug“ dafür waren, den Adeligen das Wasser zu reichen.
Auch nur mit Wasser kochen
Die Redensart „Auch nur mit Wasser kochen“ wurde ursprünglich benutzt, um auf die Verhältnisse von ärmeren Menschen hinzuweisen. Diese konnten sich es nicht leisten, ihr Essen mit besonderen Zutaten wie Wein oder Fleischbrühe zu kochen. Stattdessen mussten sie ganz normales Wasser nehmen. Heute bedeutet es, dass andere nicht besser sind, als man selber. Denn am Ende des Tages kochen wir doch alle mit Wasser.