Von spazierenden Fischen und Flugkünstlern
Fische schwimmen, Vögel fliegen und Menschen gehen, so hat das die Natur festgelegt – möchte man meinen. Es gibt jedoch Fischarten, die sich nicht an diese Regeln halten und hin und wieder spazieren gehen, sich statt im Wasser einfach in der Luft fortbewegen oder manchmal etwas frische Luft schnappen.
Fliegen ohne Flügel
Fliegende Fische können, wie der Gattungsname schon sagt, nicht nur schwimmen, sondern auch fliegen. Die Fischart kommt im Atlantik, Indopazifik und im Mittelmeer vor, kann aber nicht wie Vögel aktiv fliegen und mit ihren Flossen flattern, sondern sich mit einem Sprung aus dem Wasser katapultieren und kurze Strecken im Gleitflug über die Wasseroberfläche segeln. Das funktioniert, weil die rund 30 Zentimeter großen Tiere außergewöhnlich große, hoch am Körper angesetzte Brustflossen haben, die Flügeln sehr ähnlich sind. Die weitesten Flugstrecken erreichen die Fische, wenn sie sehr nahe über und parallel zur Wasseroberfläche durch die Luft gleiten: In einer Höhe von 1,5 Meter können die Fische über 30 Sekunden lang in der Luft bleiben und dabei Distanzen von bis zu 400 Metern zurücklegen. Gelegentlich erreichen sie bei ihren Gleitflügen Geschwindigkeiten von bis zu 70 km/h und Flughöhen von bis zu fünf Metern, so dass sie manchmal sogar in niedrige Boote geraten. Das Gleiten durch die Luft wird im Allgemeinen als Fluchtverhalten vor Fressfeinden gedeutet.
Spaziergang an Flussboden
Fische können aber nicht nur fliegen, sondern auch gehen. Der afrikanische Lungenfisch geht am Grunde der Gewässer Senegals spazieren. 2011 gelang es erstmals ForscherInnen aus Chicago die 230 Millionen Jahre alte Fischart „in Action“ zu filmen. Zum Gehen benutzt er seine Flossen – er bewegt sich damit nicht nur vorwärts, sondern hebt dabei seinen Körper von der Oberfläche ab und geht so nahezu aufrecht. Im Gehen bewegt er sich im seichten Wasser oder bei der Nahrungssuche am Gewässerboden fort. In mittleren Wasserschichten oder beim Luftholen schlängelt er sich, ähnlich wie ein Aal, vorwärts. Die ForscherInnen gehen davon aus, dass die gehende Bewegung weniger Raubtiere anzieht als das Schwimmen. Möglicherweise beherrschten die afrikanischen Lungenfische das Gehen im Wasser bereits, bevor die ersten Tiere das Land eroberten.
Atemholen an der frischen Luft
Die meisten Fische atmen mit ihren Kiemen im Wasser und tauchen zum Luft holen nicht auf, was sie von Meeressäugern wie Walen unterscheidet. Es gibt aber auch Fische, die auch Luft atmen können: die Labyrinthfische. Die bunten Tierchen finden sich aber nicht in Irrgärten besonders gut zurecht, sondern sie haben ihren Namen von dem sogenannten „Labyrinthorgan“ mit dessen Hilfe sie atmosphärischen Sauerstoff atmen können. In freier Natur können Labyrinthfische so auch in sauerstoffarmem Wasser überleben. Wegen ihrer Farbenpracht sind sie bei den Menschen sehr beliebt. Wenn du das nächste Mal vor einem Aquarium stehst, schau genau hin. Vielleicht kannst du ja einem Labyrinthfisch beim Atmen zusehen.