Die Lebensbedingungen in und an unseren Flüssen und Bächen werden nicht nur durch die Qualität des Wassers beeinflusst, auch die Gewässerstruktur (Morphologie) spielt eine entscheidende Rolle. Die natürlichen Dynamik eines Flusses weist ein hohes Gestaltungsvermögen auf, wodurch das Gewässerbett, die Uferbereiche bis hin zu den Auen strukturiert werden. Die strukturelle Ausstattung eines Gewässers umfasst die charakteristische Ausprägungen im Längsverlauf des Flusses (Linienführung), die Ausformung des Gewässerbodens und der Ufer, die Zusammensetzung des Bodensubstrates (z.B. Schotter, Kies, Sand), die Abstufungen der Breiten- und Tiefenverhältnisse im Gewässerverlauf und anderes mehr.
Durch bauliche Eingriffe wie Begradigung, Aufstau oder Uferverbau können die Gewässerstrukturen verändert und der ökologische Zustand bzw. die ökologische Funktionsfähigkeit der Gewässer beeinträchtigt werden. Vielfältige Strukturen bedeuten nämlich, dass zahlreiche Lebensräume vorhanden sind, die von den unterschiedlichsten aquatischen Organismen wie Algen, Wasserpflanzen, Fische , Krebse, Schnecken, Larven, Muscheln, Wasserflöhe oder die Insekten besiedelt werden können. Der Lebenszyklus der Fische ist z.B. vom Vorhandensein spezieller Gewässerstrukturen abhängig, die als Laichplätze, Kinderstuben, Winterungsplätze, Fressplätze oder Ruheplätze dienen. Fische sind daher sehr gute Indikatoren für die strukturelle Ausstattung der Gewässer. Für ihr Überleben ist es darüber hinaus auch wichtig, dass die verschiedenen Lebensräume erreichbar, also die Gewässer „durchgängig“ und nicht durch Wanderhindernisse wie z.B. Staumauern oder Wehre unterbrochen sind.
Die Erhaltung natürlicher Gewässerstrukturen und Vielfalt der Lebensräume sowie der verantwortungsvolle Umgang mit Flüssen und Bächen ist daher in Österreich ein wichtiges Thema, um die artenreichen Lebensgemeinschaften an und in Gewässern zu gewährleisten.