Jeder zweite Arbeitsplatz in der Fischerei wird von einer Frau besetzt. Trotzdem sind sie in der Öffentlichkeit so gut wie unsichtbar. Frauen in der Fischerei fühlen sich oft diskriminiert. Sie sind selten an Entscheidungen beteiligt, unterbezahlt, rechtlich kaum bis nicht abgesichert, und es fehlt an weiblichen Vorbildern.
Frauen arbeiten schon immer in der Fischerei
Frauen leisten seit jeher einen elementaren Beitrag in der Fischerei. Sie fangen weltweit schätzungsweise 3 Millionen Tonnen Meeresfisch und Meeresfrüchte pro Jahr, was einem geschätzten Wert von 5,6 Milliarden Dollar pro Jahr oder etwa 12% des Wertes aller Fänge der Kleinfischerei entspricht. Trotzdem stehen Frauen im Schatten der Männer und bleiben für die Öffentlichkeit weitgehend unsichtbar.
Gleichberechtigungsprobleme in der Fischerei
Die Verteilung von Rollen, Macht und Gewinn zwischen den Geschlechtern ist ungleichmäßig: Frauen repräsentieren ganze 90% der niedrigbezahlten Jobs im Fischereisektor und nur 1% der Führungspositionen. Von den 100 größten Fischerei-Unternehmen wird nur eines von einer weiblichen Chefin geführt.
Frauen bilden somit das Ende der Wertschöpfungskette. Zu den von Frauen ausgeübten Jobs zählen unter anderem Muscheln und Krustentiere sammeln, das Flicken der Netze, die Bereitstellung des Equipments, die Verpackung und Verarbeitung des Fangs. Manchmal arbeiten sie aber auch auf den Booten oder organisieren Bootsausflüge für Tourist:innen. Weltweit arbeiten viele Frauen im Fischereisektor in Funktionen ohne rechtlichen Status, ohne Bezahlung und werden generell in Studien nicht ausreichend berücksichtigt.
Einbindung von Frauen ist gut für die Nachhaltigkeit
Eine gleichwertige Ausbildung von Frauen und Männern fördert die Nachhaltigkeit im Fischereisektor. Frauen haben nämlich meist vielfältigere Rollen in dem Sektor, kümmern sich oft um Finanzen oder touristische Nebenaktivitäten und haben deshalb einen ganzheitlicheren Blick auf Probleme und langfristige Planung. Sie sind sich Bedürfnissen wie der Ernährungssicherheit oder dem familiären Wohlergehen bewusster, sind kooperativer und zeigen oft einen schonenderen Umgang mit Ressourcen. Frauen handeln nicht unbedingt häufiger nach ethischen Grundsätzen als Männer. Aber eine Studie zeigt, dass Faktoren wie die Sorge um die Familie und die lokale Gemeinschaft zu nachhaltigeren Entscheidungen und somit einer nachhaltigeren Nutzung der Meeresressourcen führt. Darüber hinaus sind sie wie Männer von Entscheidungen im Management betroffen und sollten deshalb Teil eines partizipativen Managementsystems sein.
Schwindende Fischbestände zwingen selbstständige Fischer:innen an Küsten dazu, in neue Fischereimethoden zu investieren oder neue Fischgründe aufzusuchen – und diese liegen oft weiter von der Küste entfernt. Frauen fehlt häufig das Geld, um in bessere Boote und Ausrüstung zu investieren. Außerdem fehlt ihnen oft die Zeit, da sie traditionell auch für Haushalt und / oder Kinderbetreuung zuständig eine höhere Arbeitslast haben. Oft werden Säuglinge mit auf die Boote genommen, Mutterschutz oder Karenz gibt es nicht. So sind Frauen oft doppelt von nicht nachhaltiger Fischerei betroffen.
Wichtige Maßnahmen
Frauen in der Fischerei, ihre harte Arbeit und ihre schlechte Stellung müssen sichtbar gemacht werden. Frauen und Männer sollten gleichberechtigt auf allen Ebenen eingebunden werden. Die Gleichstellung der Geschlechter wird Zeit und Mühe kosten – aber die Fischerei entfernt sich hoffentlich immer mehr von dem überholten Stereotyp des „Männerberufs“. Es tut sich auch schon etwas: In Salzburg ist zum Beispiel laut Landesfischereiverband Salzburg der Anteil der Frauen mit Fischerkarte in den letzten zehn Jahren um 2 Prozent gestiegen. In der österreichischen Binnenfischerei ist die Beschäftigung von Frauen auch gestiegen – von 31 Prozent 2011 auf 39 Prozent 2018.
Wenn du dich für Fischerei interessierst, ist vielleicht auch die Broschüre „Nachhaltig Fischen“ etwas für dich: Darin gibt es wertvolle Tipps für weidgerechtes Angeln. Hier findest du außerdem ein Video über Frauen in der Fischerei: