Das launische Aprilwetter

„April, April, der macht, was er will.“ Dieses Sprichwort kennt wohl nahezu jeder und jede von uns. Doch gibt es das Phänomen Aprilwetter wirklich? Gemeint ist das „launische“ Wetter, das schnell zwischen Sonnenschein, Regen oder auch Schnee und Hagel wechselt. Ja, dieses Wetterphänomen existiert. Grund dafür sind die wärmeren Frühlingstemperaturen. Diese werden von zwei Variablen beeinflusst:

1.Unterschiedliche Erwärmung von Land und Wasser

Wasser- und Landmassen erwärmen sich unterschiedlich schnell. Landmassen erwärmen sich nämlich viel rascher als Meere und Ozeane, dafür können letztere die Wärme deutlich länger speichern. Das kann man im April bzw. allgemein im Frühjahr am eigenen Leibe spüren: Während die Landmassen durch die Sonne schon recht stark erwärmt werden, ist das Wasser der Meere noch bitterkalt. Es entstehen also horizontale Temperaturunterschiede.

2.Nord-Süd-Gefälle

Im April wird es allmählich wärmer auf der Nordhalbkugel – aber nicht überall zur selben Zeit. Je weiter im Norden, desto später erwärmen sich Land und Luft. Im Mittelmeerraum hingegen steht die Sonne im April bereits höher und erwärmt das Land früher. Das dadurch entstehende Temperaturgefälle führt zu einer natürlichen Ausgleichsbewegung.

Die Folge: Schneller Wechsel von Sonne und Schauern

 
 

Die kalte Luft aus dem Norden strömt über die noch kalten Meere in den Süden und reichert sich über den Ozeanen mit Feuchtigkeit an. Auf dem Festland trifft sie auf die wesentlich wärmere und trockenere Luft. Der Unterschied ist anfangs sehr groß und es kommt zu einem Ausgleich der Lufttemperatur. Die kalte nordische Luft wird beim Zusammentreffen der beiden Luftmassen durch die warme Luft nach oben „gedrückt“. Dabei entstehen Wolken. Die Feuchtigkeit in der Luft kondensiert und fällt schließlich als Regen, Graupel oder Schnee zur Erde. In dieser Höhe befindet sich aber ebenfalls warme, trockene Luft aus dem Süden. Sie kühlt daraufhin ab, sinkt und löst die Wolken wieder auf. Das Resultat: ein Wetterchaos über Mitteleuropa.

Eine Bedrohung für Pflanzen

 
 

Vor allem für Bauern kann das launische Aprilwetter schnell zum Problem werden. Im April blühen viele Pflanzen schon, etwa Marillenbäume. Wenn es dann plötzlich kalt wird, können die Blüten erfrieren – und ohne Blüten gibt es später keine Früchte. Deshalb stellen Bauern bei Frost oft große Kerzen oder brennende Strohballen auf, um die Luft rund um die Blüten über null Grad zu halten. Weil es wegen des Klimawandels immer wärmer wird, könnte auch das Aprilwetter früher eintreten und noch verrückter werden. Die genauen Auswirkungen erforschen WissenschaftlerInnen gerade.

Wetter- und Wassermessungen

 
 

In Österreich wird das Wetter von der ZAMG, der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik, analysiert. Doch nicht nur das: Die Wasserstände werden vom hydrologischen Dienst ständig beobachtet. Diesen Dienst gibt es seit 125 Jahren, also bereits seit der k. und k. Monarchie. Die Aufgaben sind neben dem Bereitstellen von umfangreichen Daten für eine nachhaltige Wasserwirtschaft auch die Prognose von Hochwassern. Das wäre ohne die langen Beobachtungsreihen und ohne Analyse früherer Hoch- und Niederwasserereignisse nicht möglich.

Dank den 150 Personen, die bei Bund und Ländern angestellt sind, können wir, egal wie stürmisch das Aprilwetter ist, davon ausgehen, dass wir nicht unter Wassermassen leiden werden bzw. falls ein Hochwasser droht, die österreichische Bevölkerung früh genug darüber informiert wird.

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