Teil 1: Wasser mit Geschichte – von der Steinzeit bis ins Mittelalter

AquäduktDie Geschichte des Trinkwassers begleitet die Menschheit seit ihren Anfängen. Schon immer sind wir auf Wasser angewiesen. Sauberes Trinkwasser aus der Leitung, wie wir es heute kennen, ist aber gar nicht so selbstverständlich. Wir haben uns auf die Spuren der Geschichte des Wassers begeben.

Steinzeitliche Wasserversorgung

Ohne Wasser kann ein Mensch nur ca. drei Tage überleben. Jäger und Sammler in der Steinzeit haben ihr Trinkwasser aus Quellen, Bächen oder Flüssen erhalten, oder Regenwasser aufgefangen. Wenn ein Fluss austrocknete, scharrten die Menschen im Flussbett, bis sich wieder Wasser sammelte.

Als die Menschen sesshaft wurden, bildeten sich viele Siedlungen und Städte in der Nähe von Flüssen. Diese dienten nicht nur der Gewinnung von Trinkwasser, sondern waren auch geeignet als Transportwege und Waschmöglichkeit. Dieses Wasser war aber oft alles andere als sauber.

Brunnen und Wasserleitungen

Schon im Altertum haben die Menschen einige kluge Techniken entwickelt, um sich mit Wasser zu versorgen und verschmutztes Wasser wieder loszuwerden. Überreste der ersten Kanalisation fand man in Mohenjo-Daro, eine Siedlung im heutigen Pakistan. Die Kanalisation war ein Labyrinth aus Leitungen, die Abwasser aus einer Stadt hinausbeförderten. Auch in der Hauptstadt Mesopotamiens legte man vor rund 4.500 Jahren eine geschlossene Kanalisation an.

In Mesopotamien bauten die Menschen schon vor 5.000 Jahren Kanäle, um ihre Felder zu bewässern. Auch in Ägypten wurden Bewässerungskanäle und tiefe Brunnen gebaut, um an das Grundwasser zu gelangen. Im gebirgigen Iran wurden seit mindestens 3.000 Jahren Stollen mit vertikalen Zuleitungsschächten ausgehoben, die am Rand eines niederschlagsreichen Gebirges begannen und unter der Erde hinunter zu den Dörfern und Städten liefen. Darin floss das Grundwasser, das für die Wasserversorgung von Mensch und Tier sowie zur Bewässerung der Felder genutzt wurde.

Diese Wasserleitungen sind die Vorläufer der bekannten Aquädukte, eindrucksvolle Wasserleitungen, die im römischen Reich vor etwa 2.300 Jahren erbaut wurden. Vielleicht hast du schon einmal ein Bild von den Brücken mit ihren schönen Bogenwölbungen gesehen, die hoch über dem Tal zwischen zwei Berghöhen verlaufen. Die Aquädukte konnten Wasser über viele Kilometer hinweg bewegen und bis in die Städte leiten. Die Wasserleitungen für die Paläste waren so angelegt, dass sie immer Wasser bekamen. Die öffentlichen Bäder hingegen wurden nur mit Wasser versorgt, wenn die Paläste genug übrig hatten. Später durften auch Privathäuser an dieser technischen Errungenschaft teilhaben. Die Römer bauten auch Kanäle und fertigten Rohre an, die zunächst aus Materialien wie Ton, Stein, Holz, Blei oder Leder bestanden.

Brunnen und Zisternen im Mittelalter

Die Germanen, die die römische Vorherrschaft überwanden, ließen diese Aquädukte verfallen. Die Geschichte vom Trinkwasser erlitt im europäischen Mittelalter also einen Rückschritt.

Am Land war die Wasserversorgung noch durch natürliche Gewässer gegeben, doch in vielen Städten wurde sie bald ein Problem. Es kamen Schöpfräder an Flüssen oder Ziehbrunnen, die das Grundwasser verwendeten, zum Einsatz. Das Wasser wurde oft über weite Strecken in Trögen und Eimern zum Wohnhaus getragen. In Wien verkauften sogenannten „Wassermänner“ oder „Wasserfrauen“ das aus öffentlichen Brunnen abgegebenen Wasser.

Mittelalterliche Burgen lagen oft auf Bergen oder Anhöhen – das machte die Wasserversorgung noch aufwändiger. Deshalb wurden dort oft Zisternen mit Auffanganlagen für das Regenwasser von den Dächern gebaut – ein weiterer Meilenstein in der Geschichte vom Trinkwasser.

Doch das Sammeln in Zisternen und das Wasser aus Brunnen, Bächen und Flüssen führte zu einer eher schlechten Wasserversorgung – von Hygiene keine Spur. Die Folgen waren katastrophal: Verunreinigungen lösten schwere Krankheiten und Seuchen aus. Große Teile der Bevölkerung wurden durch Cholera oder Typhus dahingerafft. Erst als man entdeckte, dass Bakterien und andere Mikroorganismen im Wasser die Ursache für Infektionskrankheiten sind, gelang es, Seuchen in den Griff zu bekommen.

In mittelalterlichen Städten wurde die Nähe zum Fluss auch vielen handwerklichen Berufen nützlich: Gerber, Färber, Wäscher oder Fischer waren vom Wasser abhängig. Flüsse boten auch eine bequeme Beseitigung von Abfall und Abwässern. Fleischer hatten zum Beispiel ihre Buden nicht innerhalb der Stadt, sondern auf einer Brücke, um Fleischabfälle direkt in den Fluss entsorgen zu können. Flüsse boten sich auch als Handels- und Reisewege an.

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