Ist es unter Wasser zu laut?

Die Unterwasserwelt – und vor allem die Meereswelt – ist ein Ort voller Geräusche. Wellen rauschen und donnern, Meereis knirscht und quietscht und Tiere nutzen Schall zum Jagen, zur Ortung, zur Kommunikation mit Artgenossen oder um nahende Feinde zu hören. Wo Menschen sind, wird es sogar noch lauter. Menschengemachter Unterwasserlärm kann die natürliche Klangwelt zerstören und das Meeresökosystem belasten.

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Auswirkungen für Lebewesen unter Wasser

Du kennst vielleicht die unangenehme Wirkung von Verkehrs-, Baustellen- oder Sirenenlärm von Krankenwagen. Er macht es schwieriger, sich zu konzentrieren und verursacht Stress.

Unter Wasser ist alles noch lauter, denn dort breitet sich Schall fünf Mal schneller aus als in der Luft. Abhängig vom Schallpegel, der Tonhöhe und den physikalischen Eigenschaften des Wassers und des Meeresbodens kann sich der Schall auch über große Distanzen ausbreiten.

Für Meerestiere problematisch sind für allem Geräusche, die sehr laut und unerwartet auftreten oder deren Tonhöhe sich mit ihrer Kommunikation überschneidet. Auch die Dauer des Lärms und die Entfernung des Tieres zur Schallquelle sind ausschlaggebend.

Die Folgen des Lärms für Meeresbewohner

  • Stress: Reaktionen infolge von Stress können z.B. Herzrasen oder ein erhöhter Stoffwechsel sein. Dauerstress kann das Immunsystem schwächen und zu einem verfrühten Tod führen.
  • Verhaltensänderung: Tiere wie Wale und Haie mögen den Lärm nicht. Das führt dazu, dass sie manche Lebensräume zeitweise oder langfristig meiden, in denen sie sich normalerweise aufhalten oder jagen würden. Das beeinträchtigt ihr Tauch-, Jagd-, Flucht- und Fressverhalten und kann zu einem erhöhten Energieverbrauch bei gleichzeitig geringerem Jagderfolg führen. Dadurch werden die Tiere geschwächt.
  • Maskierung: Der vom Menschen verursachte Lärm kann wichtige Signale überdecken. Das kann tödliche Folgen haben. So eine Lärmmaskierung kann zum Beispiel die Orientierung erschweren oder die Annäherung eines Feindes überdecken. Bei Walen kann es während der sensiblen Aufzuchtphase zur Trennung von Mutter und Kalb kommen, weil sie sich nicht mehr hören können.
  • Hörschwellenverschiebung: Die Hörempfindlichkeit der Tiere kann verschlechtert werden. Vor allem bei Meeressäugern wie den Schweinswalen, die akustische Signale zur Orientierung, Jagd und Kommunikation benutzen, kann eine Hörschwellenverschiebung gesundheitliche Folgen bis hin zum Tod haben.
  • Physische Schädigung: Im Nahbereich der Lärmquelle können innere Verletzungen entstehen, insbesondere bei Meeressäugern, Jungfischen und Fischen mit Schwimmblase als auch bei Fischeiern und verschiedenen Larvenstadien.

Lärmquellen

Grundsätzlich wird zwischen impulshaften und dauerhaften Schallquellen unterschieden.

Impulshafte Geräusche sind sehr plötzlich und intensiv und entstehen zum Beispiel durch das Rammen beim Bau von Offshore-Windkraftanlagen oder Öl- und Gasplattformen. Auch Sprengungen, Schallkanonen zur Erkundung von Öl- und Gasvorkommen oder die Nutzung von aktivem Sonar und Echolot durch Militär, Schiffe oder Segel- und Motorboote verursachen teilweise Impulsschall.

Dauerhafter Lärm wird zum Großteil von Schiffen verursacht. Dazu gehören nicht nur die großen kommerziellen Handelsschiffe, sondern auch Fähren, der Versorgungsverkehr zu Offshore-Windparks oder Öl- und Gas-Plattformen, aber auch Freizeitaktivitäten mit Jetskis und Motorbooten. Weitere Verursacher von Dauerlärm sind Sand- und Kiesabbau oder Bohrungen nach Öl und Gas.

 

Ruhe bitte

Nicht nur der individuelle Verzicht auf die Fahrt mit dem Jetski im nächsten Urlaub oder der Verzicht von Echolot kann dabei helfen, wieder mehr Ruhe in die Meere zu bringen. Kauft man regionale Produkte, muss weniger über die Weltmeere transportiert werden. Der BUND (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland) hat die Problematik in der Broschüre „Ruhe bitte!“ formuliert und möchte den Druck auf Politik und Wirtschaft erhöhen, um Maßnahmen zur Lärmreduzierung zu verschärfen und die Forschung an Alternativen zu fördern.

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